Im Zuge der Stalinisierung der SED beschloss ihr Parteivorstand im September 1948 eine Zentrale Parteikontrollkommission (ZPKK) nach sowjetischem Vorbild zu schaffen. Diese setzte sich zunächst aus neun hauptamtlichen Mitgliedern und drei ehrenamtlichen Kandidaten zusammen. Die Mitglieder und Kandidaten der ZPKK wurden während der gesamten Zeit ihres Bestehens (bis Ende 1989) vom Parteivorstand bzw. Zentralkomitee berufen. Vorsitzende der ZPKK waren von 1948 bis 1950 paritätisch Otto Buchwitz (bis 1946 SPD) und Hermann Matern (bis 1946 KPD), der zugleich Mitglied des Zentralsekretariats war und diese Funktion von Januar 1950 (nach der Aufhebung der paritätischen Besetzung von Parteifunktionen) bis zu seinem Tod im Jahr 1971 allein bekleidete. Von Juni 1971 bis November 1989 war Erich Mückenberger ihr Vorsitzender. Er wurde im November 1989 von Werner Eberlein abgelöst. Der ZPKK oblag entscheidende Verantwortung bei der Ausrichtung der SED zu einer "Partei neuen Typs", vereinigte die SED in ihren Reihen nicht nur Mitglieder der KPD und SPD (die nicht selten im Verdacht standen, Kontakte zum Ostbüro der SPD zu unterhalten), sondern auch Angehörige ehemaliger "oppositioneller" Gruppierungen und Parteien, wie der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD), der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD), der Kommunistischen Partei Deutschlands-Opposition (KPD-O), der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands (KAPD) und des Leninbundes. Überprüft wurden alle Bereiche und Ebenen des Partei-, Staats- und Wirtschaftsapparates. Dabei arbeitete die ZPKK eng mit staatlichen Stellen zusammen, u. a. mit dem Ministerium für Staatssicherheit, dem Generalstaatsanwalt, der Zentralen Kommission für Staatliche Kontrolle (ZKSK) und der Hauptverwaltung der Deutschen Volkspolizei (HVDP). Die Ergebnisse der Untersuchungen mussten dem Sekretariat des ZK zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Die technisch-organisatorischen Aufgaben übernahm das Büro der ZPKK. Nachgeordnete Kontrollorgane zur Umsetzung des Führungsanspruchs der SED in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens der DDR und bei der Disziplinierung der Parteimitglieder bildeten die Kontrollkommissionen der Länder bzw. nach der Verwaltungsreform 1952 die Kontrollkommissionen der Bezirke und Kreise sowie die Leitungen der SED-Grundorganisationen. Wichtigstes Instrument war die Verhängung von Parteistrafen für Parteimitglieder, die von der offiziellen Parteipolitik abweichende Auffassungen vertraten. In der Überlieferung der ZPKK von 1948 bis 1971 wird insbesondere die Tätigkeit der ZPKK in der Zeit der "einheitlichen ideologischen Ausrichtung aller SED-Mitglieder" von 1949 bis zum Ende der 50er Jahre gut dokumentiert. Überliefert sind Befragungen u. a. zur politischen Arbeit in der Emigration vor 1945 in verschiedenen Ländern und in Arbeiterorganisationen vor 1933 in Deutschland, zum Verhalten von Parteimitgliedern in Konzentrationslagern während der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft sowie Informationen über den antifaschistischen Widerstandskampf. Die Quellen geben des Weiteren Auskunft über politische Aktivitäten in den Ländern der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), auch über das Ostbüro, über personelle Probleme beim Aufbau der zentralen Verwaltungsorgane, Verlage, gesellschaftlichen Organisationen, Wirtschafts- und Kultureinrichtungen in der SBZ/ DDR. Auch die in der SED-Führung beschlossene Überprüfung der Vergangenheit aller Parteimitglieder und Kandidaten sowie die damit im Zusammenhang stehende Aushändigung neuer Mitgliedsbücher und Kandidatenkarten im Jahr 1951 ist gut belegt. Für den gesamten Zeitraum überliefert sind Protokolle von Sitzungen der ZPKK, von Arbeitstagungen mit Vorsitzenden und Vertretern der Bezirks- und Kreisparteikontrollkommissionen sowie sporadisch Berichte aus den Bezirken und Kreisen. Diese Überlieferung wird ergänzt durch Schriftgut, das sich in anderen SED-Teilbeständen befindet (v. a. Zentralsekretariat, Sekretariat des ZK, Politbüro, Tagungen des ZK, Büro Walter Ulbricht, Büro Erich Honecker, Abteilung Kaderfragen) sowie in den Nachlässen von Walter Ulbricht und Wilhelm Pieck, die sich ebenfalls in der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR befinden. Der Teilbestand umfasst für die Bearbeitungsperiode 1948 bis 1962 483 Akteneinheiten und für den Zeitraum 1963 bis 1971 149 Akteneinheiten. Sie haben einen Umfang von insgesamt 16 lfm und liegen verficht vor.
Language:German
Digital Format:PNG
Subject:Culture > History > National history
Politics, law and economics > Politics and government
Modern and contemporary > 20th century
Modern and contemporary > 20th century > DDR einschließlich Besatzungszone
Western European
Spatial Coverage: Relationships:Relation type | Target identifier |
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May be under the responsibility of an institution | Bundesarchiv - Berlin [Institution] |
May be made available via a product or service | Zentrale Parteikontrollkommission, DY 30/IV 2/4 Online Findbuch [Service] |
1948
End date:1962
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